Pressemitteilung
Heidelberg, 16.11.2020. Der Aktions- und Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ geht zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal. Sie wurden am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet. Der Mut der Mirabal-Schwestern bei ihrem Kampf gegen den tyrannischen Diktator gilt inzwischen als Symbol für die Kämpfe von Frauen weltweit. Es gilt die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln.
Seit 1999 ist der 25. November auch von den Vereinten Nationen als offizieller internationaler Gedenktag anerkannt. Mit vielen Aktionen werden an diesem Tag weltweit Zeichen gesetzt zur Beseitigung von körperlicher oder sexueller Gewalt gegen Frauen.
Gewalt gegen Frauen ereignet sich täglich in Form von häuslicher, psychischer, physischer und sexueller Gewalt. Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Betroffen sind Frauen aller sozialen Schichten.
Um Gewalt gegen Frauen bekämpfen zu können, benötigt es viele gemeinsame Akteur*innen und ein Bewusstsein für die Problematik. Dunkelfeldstudien gehen davon aus, dass jede 3. Frau in ihrem Leben Gewalt erfährt – Gewalt gegen Frauen ist also alltägliche Realität.
Die AsF Heidelberg möchte anlässlich des 25. November auf die Herausforderungen im Kampf gegen Gewalt an Frauen aufmerksam machen. Hierzu führen wir Interviews mit Institutionen in Heidelberg, die Frauen mit Gewalterfahrung beraten, über Rechte aufklären und aktiv unterstützen.
Interviewpartner*innen
- Prof. Dr. Yen, Gewaltambulanz Heidelberg => zum Video
- Renate Kraus, Frauennotruf Heidelberg => zum Video
- Brigitte Schulze Kökelsum, Frauenberatungsstelle Courage/Frauen helfen Frauen e.V. => zum Video
- Catrin Michalla und Sabine Wonka, BiBeZ e.V. => zum Video
- Dr. Marie Löffler, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Heidelberg => zum Video
- Hannah Ferner, Motherhood e.V. Heidelberg => zum Video
- Eve Hessas, PLUS Mannheim e.V. => zum Video
- Sigrid Zweygart-Pérez, Pfarrerin für Flucht und Migration der EKD Heidelberg => zum Video
Die Interviews werden ab dem 23. November täglich bis zum 25. November über den Facebook-Account der SPD Heidelberg öffentlich zu sehen sein und auf dieser Homepage.
Hintergrund
Opfer von Partnerschaftsgewalt sind zu über 81 Prozent Frauen. Die Hälfte von ihnen hat in einem gemeinsamen Haushalt mit dem Tatverdächtigen gelebt. Das zeigt die aktuelle Kriminalstatistische Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamtes. Demnach wurden 2019 insgesamt 141.792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Knapp 115.000 Opfer waren weiblich. Die Statistik erfasste folgende versuchte oder vollendete Delikte gegen Frauen im Jahr 2019:
- Vorsätzliche, einfache Körperverletzung: 69.012 Fälle
- Gefährliche Körperverletzung: 11.991 Fälle
- Bedrohung, Stalking, Nötigung: 28.906 Fälle
- Vergewaltigung, sex. Nötigung, sex. Übergriffe: 3.027 Fälle
- Freiheitsberaubung: 1514 Fälle
- Mord und Totschlag: 301 Fälle
Bei Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen in Partnerschaften sind die Opfer zu 98,1 Prozent weiblich, bei Stalking, Bedrohung und Nötigung in der Partnerschaft sind es 89 Prozent. Bei vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung waren 79,5 Prozent der Opfer Frauen und bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen waren es 76,4 Prozent.
Frauen werden keineswegs nur in sozialen Brennpunkten von ihrem männlichen Partner geschlagen, vergewaltigt, beschimpft oder gedemütigt. Die Studie „Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen“ aus dem Jahr 2014 belegt, dass auch Frauen in mittleren und hohen Bildungs- und Sozialschichten Opfer von Gewalt werden.
Die Gewalt tritt dabei häufig im Kontext von Trennungs- und Scheidungssituationen auf oder verstärkt sich dann. Frauen und ihre Kinder sind in dieser Phase einem besonders hohen Risiko von eskalierender Gewalt ausgesetzt.
Häusliche Gewalt endet jedoch nicht im Alter. Vielmehr ist von besonderen Problem- und Bedürfnislagen älterer Frauen auszugehen. Die Studie „Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen“ kommt zu dem Ergebnis, dass besonders für ältere Opfer von häuslicher Gewalt Hilfsangebote eingerichtet werden müssen.
Gewalt gegen Frauen findet nicht nur in Partnerschaften statt, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Hilfe bei Gewalt
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung werden Betroffene 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr unterstützt.
Für Heidelberg findet sich eine Übersicht der Unterstützungsangebote hier: https://www.heidelberg.de/hd/HD/Rathaus/Hilfe+bei+Gewalt.html