Wir müssen alles daran setzen, schnellstmöglich klimaneutral zu werden. Deshalb bekennen wir uns als Teil des European Global Climate Cities Netzwerks zum ambitionierten Ziel der Klimaneutralität 2030. Das CO2-Budget der Stadt zur Erreichung der Pariser Klimaziele (möglichst unter 1,5 °C und deutlich unter 2°) ist für uns eine rote Linie und unsere Politik richten wir danach aus.
Potenziale nutzen
Wir möchten bisher nicht genutzte Flächen nutzen: Mit Photovoltaik (PV) auf jedem technisch und rechtlich möglichen Dach erzeugt Heidelberg einen großen Teil seines Elektrizitätsbedarfs selbst. Wo sich Photovoltaik nicht lohnt, sorgt Dachbegrünung für Artenvielfalt. Auch den kühlenden Effekt von Fassadenbegrünungen auf das Stadtklima müssen wir nutzen. Private Bauvorhaben und Bestandsbauten sollen beim Bauprozess gefördert, städtische Bauten – auch die Gebäude der GGH – verpflichtend ausgestattet werden. Darüber hinaus wollen wir weitere städtische Flächen mit PV ausstatten. Dazu muss beispielsweise geprüft werden, welche Straßen und Parkplätze für eine Überdachung geeignet sind.
Mit der Förderung von Balkon-Photovoltaikanlagen wird die Energieerzeugung auch für Mieter:innen möglich. Dies soll durch eine Kampagne beworben werden.
Ob für Gruppen oder Einzelne: Die Stadt muss jeder und jedem Bauwilligen technische Hilfestellung und Beratung für den Erhalt von Fördergeldern anbieten. Dafür muss die Stadt selbst Energieberater:innen anwerben und mittelfristig auch ausbilden.
Auch der Neckar kann noch mehr zu Heidelberg beitragen als Schönheit und Abkühlung: Mit Flusswärmepumpen kann er im Sinne einer klimaneutralen Stadt genutzt werden. Wir wollen beide potentiellen Flusswärmepumpen in den nächsten 5 Jahren errichten.
Auf erneuerbare Energien setzen und dabei den Natur- und Artenschutz im Auge
behalten, damit wir unsere Klimaschutzziele lokal und regional erreichen.
Windkraft liefert einen zentralen Beitrag zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Der Zuwachs an regenerativen Energien, auch mit Blick auf den steigenden Strombedarf in Deutschland und Heidelberg, ist notwendig zur Erfüllung unserer Klimaschutzziele. Wir sprechen uns daher für den Ausbau von Windkraft bundes- wie landesweit aus. Wir erkennen aber auch unsere Verantwortung, in Heidelberg unseren Beitrag dazu zu leisten.
Es ist bereits jetzt klar, dass Heidelberg nicht über genug Fläche mit ausreichender Windhöffigkeit in der Rheinebene verfügt, um die Flächenausweisung von 1,8% für Windkraft, wie sie vom Land Baden-Württemberg von Heidelberg gefordert werden, zu erbringen. Daher sind in Heidelberg auch Flächen im Wald auf der Höhe mit sehr guter Windhöffigkeit erforderlich. Der Nutzung von Waldflächen für Windkraft kann aber auch der Natur- und Artenschutz entgegenstehen. Alle diese Schutzziele sind für uns von besonderer Bedeutung und müssen gemeinsam gedacht werden. Deshalb ist für uns klar, dass die Entscheidung für den Bau von Windrädern in Waldgebieten nur nach positiv ausfallenden Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie Artenschutzgutachten getroffen werden können. Für die Flächen am Lammerskopf, die das Land Baden-Württemberg für Windkraft verpachtet, ist zudem noch die positive FFH-Verträglichkeitsprüfung essentiell. Zudem fordern wir, dass ein Beirat unter Beteiligung von NABU, BUND und Fridays for Future als beratendes Gremium in die Planungen einbezogen wird und dass der Prozess durch einen sachlich geführten Bürger:innendialog begleitet wird.
Wir stehen hinter der Entscheidung des Gemeinderates den Weißen Stein und den hohen Nistler als mögliche Windkraftflächen in der Regionalplanung zu benennen. Weitere Flächen, wie der Königstuhl sollten diskutiert werden und sind ergebnisoffen zu prüfen. Waldflächen, die im Zuge der Errichtung gerodet wurden, müssen im Rahmen der Möglichkeiten vor Ort, mindestens aber andernorts wieder aufgeforstet werden.
Uns ist wichtig, dass die Menschen im Umkreis der Windkraftanlagen auch von ihnen profitieren können. Daher setzen wir uns dafür ein, dass regionale Ausschreibungen wie auf dem Lammerskopf von lokalen Akteur:innen wie den Stadtwerken und Bürger:innenenergiegenossenschaften umgesetzt werden. Wir setzen uns für eine sorgfältige, aber effiziente Durchführung der jahrelangen Verfahren ein.
Günstige Windenergie ist ein Standortvorteil für Unternehmen und Wissenschaft in Heidelberg und senkt langfristig die Energiekosten für alle Bürger:innen der Region. Strom, den wir lokal produzieren können, erhöht unsere Energiesicherheit, unsere Resilienz gegen Krisen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität
Modernisierung gestalten
Eine sozial-ökologische und ressourcenschonende Bauweise bietet große Chancen, die Klimabilanz von Bauprojekten zu senken. Dazu gehört insbesondere ein betonsparender Bau durch Reduzierung der Menge an verbautem Beton und die Verwendung alternativer Baustoffe wie beispielsweise Holz. Zur Umsetzung dieser Bauweise braucht es langfristige Konzepte, die die wahren Klimafolgekosten von Neubauten in Ausschreibungsverfahren berücksichtigen und somit ressourcen- und klimaschonende Bauweisen fördern. Kombiniert mit einer Stadtplanung im Sinne einer Stadt der kurzen Wege werden Quartiere für Menschen jeden Alters gefahrlos und bequem begehbar.
Die E-Busse der RNV haben sich bewährt – weniger Abgase und weniger Lärm machen die Stadt attraktiver für alle. Wir fordern daher, die Flotte schnellstmöglich vollständig auf E-Busse umzurüsten.
Der Energieverbrauch muss nachhaltig gesenkt werden. Besonderes Einsparpotential hat hier der Wärmeverbrauch, der durch Dämmung erheblich gesenkt werden kann. Dafür sind gut ausgebildete Fachkräfte in den beteiligten handwerklichen Betrieben nötig.
Heidelberg muss das Fernwärmenetz ausbauen, auch um das Heizungsgesetz für die Bürger:innen sinnvoll umsetzen zu können. Unser Ziel ist es, die Fernwärme in den nächsten 6 Jahren in allen Stadtteilen (soweit technisch möglich) klimaneutral auszubauen.
Stadtklima verbessern, Lebensqualität steigern
Heidelberg muss sich auf die steigenden Temperaturen der nächsten Jahre vorbereiten, um für alle Menschen bewohn- und begehbar zu bleiben.
Nötig ist dafür eine klimasensible Stadtplanung: Öffentliche Plätze, insbesondere neu gebaute, dürfen nicht versiegelt und betoniert werden, sondern müssen mit Begrünung, Schatten- und Wasserelementen, z.B. mobile Wasserzerstäuber zu kühlen Oasen für die Bürger:innen werden.
Freiluftschneisen sind wichtiger denn je, sie müssen bei jeder Planung mitgedacht werden. Straßenbahntrassen sollen begrünt werden, wo es möglich ist. Unser Ziel ist es die Bürger:innen zum Parken in Quartiersgaragen zu bewegen. Frei werdende Parkplätze in den Quartierskernen wollen wir entsiegeln und begrünen.
Wir fordern weiter, das ehemalige Airfield zu einem Stadtpark mit ökologischem Badesee und Freizeitareal für Bürger:innen auszubauen. Hier können bauliche Konzepte erprobt und langfristig eine kühle Oase für alle geschaffen werden. Gleichzeitig dient der See und das verdunstende Wasser durch den Wind als Kaltluftschneise für die stark erhitzte Bahnstadt.
Der Zugang zu Wasser ist für alle Menschen gleichermaßen wichtig – besonders an heißen Sommertagen. Wir möchten Heidelberg in jedem Stadtteil mit öffentlichen Trinkbrunnen ausstatten. Gleichzeitig möchten wir sicherstellen, dass Wasser Gemeingut bleibt und stellen uns entschieden (Teil-)Privatisierungsinitiativen entgegen.
Projekte zu Urban Gardening sollen gezielt gefördert werden und öffentliche Grünflächen ebenfalls bepflanzt werden können, um Biodiversität und gemeinschaftliche Nutzung im öffentlichen Raum zu stärken.
Erhalt der Landwirtschaftsflächen und Ökologisierung der Landwirtschaft
Die heute noch für die Landwirtschaft und den Erwerbsgartenbau genutzten Flächen im Süden und im Norden der Stadt müssen zwingend erhalten werden. Unsere Gärtnereibetriebe und Landwirt:innen leisten durch die Produktion regionaler Lebensmittel einen bedeutenden Beitrag für unsere Stadtbevölkerung. Deshalb muss auch das Handschuhsheimer Feld vor Bebauung geschützt werden. Die produzierten Lebensmittel sollen nach Möglichkeit ökologisch erzeugt werden. Wir wollen unsere Gärtnereibetriebe und Landwirt:innen dahingehend besser beraten und bestehende Konflikte auflösen.
Abfallvermeidung und effektives Recycling
Wir wollen ein Konzept zur stetigen Verringerung des Abfallaufkommens in Heidelberg entwickeln sowie ein effektiveres Recycling einführen. Einwegverpackungen machen einen Großteil des Abfall-aufkommens aus. Daher fordern wir eine Verpackungssteuer. Außerdem möchten wir ein effektives Recycling und Mehrwegsysteme. Dazu gehört auch eine Umwandlung der öffentlichen Mülleimer in Recyclingeimer. Die Abfallgebühren in den städtischen Recyclinganlagen sollen geprüft und ggf. angepasst werden, um eine ordentliche Abfalltrennung voranzutreiben. Zudem sollen in Heidelberg mehr Mülleimer aufgestellt werden, damit der Weg zum nächsten Mülleimer möglichst kurz bleibt.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Umwelt- und Naturschutzvereinigungen
Wir setzen uns für die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Umwelt- und Naturschutzvereinigungen sowie Projektpartner:innen ein. Ihre Arbeit ist für unsere Stadt von großer Bedeutung. Sie benennen Konfliktthemen und bieten vielfältige Lösungsansätze. Wir wollen einen Umwelt-Beirat in der Stadt etablieren, in dem die Umwelt- und Naturschutzvereinigungen vertreten sein sollen, um die Zusammenarbeit weiter zu stärken und gegenseitig voneinander zu profitieren.