Integration und Inklusion

In einer inklusiven Gesellschaft können alle Menschen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft oder Behinderung. Wir können Inklusion nicht verordnen, sie muss von den Menschen gelebt werden. Wir können aber dazu beitragen, Barrieren in den Köpfen abzubauen. Wir setzen uns dafür ein, dass in unserer Stadt der Grundsatz aus der UN-Behindertenrechtskonvention gilt: „Nichts über uns, ohne uns.“

Die soziale Gerechtigkeit ist einer unserer vorrangigen, politischen Leitwerte

Die Erstarkung des rechten politischen Spektrums ist besorgniserregend. Rechte Rhetorik rückt immer weiter in die Mitte unserer Gesellschaft. Deshalb sehen wir uns dem Kampf gegen Rechtspopulismus, Rassismus und jeglichen weiteren Diskriminierungsformen verpflichtet. Postkoloniale Strukturen in Heidelberg sollen aufgedeckt und thematisiert werden. Konkret bedeutet das
Sensibilisierungs- sowie Bildungsarbeit, die Unterstützung und Mittelbereitstellung für bestehende Strukturen in unserer Stadt sowie die Aufdeckung und Thematisierung postkolonialer Strukturen in Heidelberg. Der Fokus soll hierbei vor allem auf Repräsentativität und der Arbeit von BIPoC, postmigrantischen Personen, Gruppen, Vereinen und Initiativen liegen.

Antirassistische Bildungsarbeit oder rassismuskritische Weiterbildungen sollen auf allen Ebenen stattfinden und deshalb sowohl für die Zivilgesellschaft als auch für das Verwaltungspersonal, Mitarbeitende der Polizei usw. zugänglich machen.

Selbstverständlich stellt auch hier eine intersektionale Perspektive die Grundlage für alle politischen Handlungen in unserer Stadtgesellschaft dar. Rechtsextremismus darf keinen Platz und auch kein Haus in Heidelberg haben. Daher begrüßen wir die Prüfung der Gemeinnützigkeit des Vereins Stückgarten, welcher das Haus der rechtsradikalen Burschenschaft Normannia verwaltet. Sollte nach der Prüfung des Finanzamtes die Gemeinnützigkeit weiterhin Bestand haben, so wollen wir weitere Schritte der Enteignung prüfen, damit sich rechte Strukturen nicht erneut in Heidelberg ausbreiten können.

Inklusion und Integration bedeutet auch, Teilhabehürden abzubauen und den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen zu erleichtern. Konkret bedeutet das, dass bürokratische Prozesse abgebaut werden, wie z.B. bei der Beantragung eines Heidelberg-Passes, und dass die Teilhabe aller Menschen an gesellschaftlichen Zusammenkünften ermöglicht wird. Daher setzen wir uns dafür ein, dass auf Volksfesten sowie anderen gesellschaftlichen Events besondere Angebote für Menschen mit Behinderung bereitgestellt werden. Orientiert werden soll sich an einem Konzept aus Bremen, bei welchem an bestimmten Stunden bei den jeweiligen Festen auf laute Musik verzichtet wird, sowie der Zugang nur Menschen mit einer Behinderung vorbehalten ist.

Teilhabe erstreckt sich über sämtliche Lebensbereiche von Menschen mit Behinderungen. Daher wollen wir Vereine, welche sich verstärkt mit der Planung und Umsetzung von Freizeitaktivitäten von Menschen mit Behinderung beschäftigen, fördern und stärken. Inklusion und Integration bedeutet auch, die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten stärker zu fördern. Hierfür fordern wir ein Mentoringprogramm zur politischen Teilhabe – dieses kann sich gerne am Mentoringprogramms des Migrationsbeirats orientieren.

Schaffung konsumfreier Begegnungsräume bedeutet, Räume für postmigrantische Personen zu schaffen, in den sich Menschen zu gesellschaftlichen Debatten und Diskursen geschützt austauschen können. Außerdem wird ihnen die Möglichkeit gegeben, Vorschläge und Lösungskonzepte zu entwickeln, die sie der Stadtgesellschaft unterbreiten können, wenn sie dies wünschen. Darüber hinaus wollen wir postmigrantische Vereine und Initiativen stärken, um Vielfalt auch in der Vereinsstruktur Heidelbergs widerzuspiegeln und postmigrantischen Mitbürger:innen Orte zur vernetzung und Austausch verstärkt zu ermöglichen.

Wir haben schon viel erreicht. Unser Ziel: 100% Barrierefreiheit

Heidelberg bietet vielen Menschen unserer Stadt eine hohe Lebensqualität. Aber nicht alle werden erreicht. Es ist uns wichtig, allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, in dem jede:r in Bezug auf Arbeit, Wohnen und Kultur einen Platz in der Gesellschaft findet.

Wir setzen uns bei städtischen Baumaßnahmen für ausreichend breite Wege und eine stellenweise Absenkung der Rad- und Fußwege ein. Die Nachrüstung mit taktilen Orientierungshilfen und Leitsystemen in Verkehrsflächen, Außenanlagen und Gebäuden ist dabei stetig voranzutreiben. Öffentliche Gebäude müssen für alle Menschen problemlos zugänglich sein. Wir treiben deshalb die barrierefreie Ausstattung unserer öffentlichen Gebäude voran. Barrierearmer Umbau ist dabei nur in begründeten Ausnahmen akzeptabel. Besonderer Wert sollte auf die Ausstattung mit akustischen (z.B. Induktionsschleifen für Hörgeräte), taktilen und visuellen Hilfsmitteln gelegt werden. Städtische Webseiten und wichtige Dokumente müssen in Leichter Sprache verfügbar sein. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass am Heidelberger Hauptbahnhof ein taktiles Leitsystem auf allen Wegen installiert wird.

Auch bei privaten Wohnungen, insbesondere solchen, die durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH errichtet oder vermietet werden, setzen wir uns für Barrierefreiheit ein. Das Förderprogramm „Barrierefreie Lebenslaufwohnungen“ muss bekannter werden. Bei der Vermietung von barrierefreien Wohnungen müssen mobilitätseingeschränkte Personen Vorrang haben.

In der zukünftigen Stadtplanung soll inklusiv gedacht werden, so dass Barrieren erst gar nicht entstehen können. Einkaufen in der Hauptstraße ist für viele Menschen mit Rollstuhl kaum möglich. Wir wollen die Geschäfte beim barrierefreien Umbau fördern und auch überprüfen, ob der Straßenbelag teilweise angepasst werden muss.

Wir schlagen vor, in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Barrierefrei des Beirats von Menschen mit Behinderungen, die Erhebungen zur Barrierefreiheit in Heidelberg zu aktualisieren. Besonders zu berücksichtigen sind hierbei auch die kulturellen Einrichtungen. Zur kulturellen Inklusion soll ein Fördertopf beim Kulturamt eingerichtet werden, mit dem Maßnahmen zur Barrierefreiheit finanziert werden sollen. Diese können sein: Gebärdensprachdolmetschung, Assistenz, technische Nachrüstungen und sprachliche und räumliche Zugänglichkeit.

Im Bereich der Inklusion sind die Möglichkeiten der Digitalisierung zum Wohle aller Menschen zu nutzen. Wir fordern, dass in der Heidelberg-App Informationen zur Barrierefreiheit in der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Die bereits bestende App „hilver“ zur Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements für Ältere soll um die Zielgruppe Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten erweitert werden. Ebenfalls regen wir die Einrichtung einer zentralen Stelle zur Buchung von Gebärden-Dolmetschenden an.

Lebensqualität ist mehr als eine Grün- und Grillfläche mit einem gastronomischen Angebot. Wir brauchen in Heidelberg Orte, an denen man sich begegnen, austauschen und selbstbestimmt leben kann. Wir brauchen mehr kommerz- und barrierefreie Flächen, mehr barrierefreie öffentliche Toiletten und kostenlose, für alle erreichbare Trinkwasserspender.

Eine solidarische Stadtgemeinschaft – Begegnungen schaffen!

Unser Wunsch ist eine inklusive Gesellschaft, in der das Individuum im Mittelpunkt steht. Jeder Mensch ist willkommen. Wir sind der Meinung, dass es in einer solidarischen Gesellschaft möglich sein muss, dass Geben und Nehmen nicht gegeneinander aufgerechnet werden.

Das Interkulturelle Zentrum leistet einen hervorragenden Beitrag für die Willkommens- und Anerkennungskultur in unserer Stadt. Bei vielfältigen Angeboten treffen sich hier Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte. Integration gelingt aber nur, wenn Begegnungen zwischen Heidelberger:innen und Migrant:innen stattfinden. Dazu wollen wir mehr barrierefreie Begegnungszentren in den Wohngebieten und Stadtteilen schaffen. Wir unterstützen die Einrichtung einer digitalen Plattform für den Austausch mit Menschen auf der Flucht. Niemand integriert sich gut und gerne in eine Gesellschaft, wenn der Kontakt zu Familieund zum sozialen Umfeld fehlt.

Auch die Idee eines Integrationspreises für Menschen, deren Lebensweg besonders mit der Migration nach Heidelberg verbunden ist, möchten wir weiter vorantreiben. Außergewöhnliche Leistungen um die Stadt, Forschung oder Kulturverständigung oder „ganz normale“ Lebenswege, die sich besonders durch lebenslange Arbeit in Heidelberg hervorheben, sollen ausgezeichnet werden.

Sprachförderung für Kinder und Erwachsene als Schlüssel zur Teilhabe

Das Angebot „Deutsch für alle“ sollte etabliert werden, um Defizite bei den Sprachkenntnissen zu beheben. Unter dem Dach der Volkshochschule könnte ein „Haus der deutschen Sprache“ entstehen. Deutsch für alle bietet Unterstützung für alle Altersgruppen. Kooperationen mit Projekten wie „Fußball und Lesen“ sollten den Schulen ermöglicht oder vergleichbare Projekte entwickelt werden. Die Angebote sollten vor Ort in die Stadtviertel gebracht werden. Das Café Talk ist dafür ein hervorragendes und ausbaufähiges Modell. Allerdings darf die Stadt diese wichtige Integrationsaufgabe nicht an Ehrenamtliche abwälzen, sondern muss günstige Arbeitsbedingungen für Fachkräfte im Bereich der Sprachförderung schaffen.

Kritische Auseinandersetzung mit Straßen- und Platznamensgeber:innen

Analog zur Kommission, die für die Umbenennung von Straßen mit Bezug zur NS-Zeit zuständig ist, soll eine Kommission zur Umbenennung von Straßen und Plätzen einberufen werden, die sich kritisch mit (post-)kolonialen Strukturen in Heidelberg befasst.

Integration vorantreiben – Willkommenskultur fördern

Um das Personal in der Ausländer:innenbehörde von den erhöhten Anforderungen der zunehmenden Migration zu entlasten, sind nach Möglichkeit mehr Stellen zu schaffen. Für die Stadtverwaltung soll sowohl für Personal als auch Hilfesuchende ein:e Übersetzer:in/Dolmetscher:in für die üblichsten Sprachen unkompliziert verfügbar sein.

Das Ankunftszentrum für geflüchtete Menschen im PHV ist mittlerweile fester Bestandteil Heidelbergs, aber nicht der Heidelberger Gesellschaft. Wir möchten eine echte Willkommenskultur fördern, die direkt nach der Ankunft im PHV beginnt, ehrenamtliche Angebote unterstützen und ausbauen und ein Begegnungskonzept entwerfen, bei dem alle Heidelberger:innen trotz der geografischen Lage mit den Ankommenden niedrigschwellig in Kontakt kommen können. Wichtig zur Integration der im PHV lebenden Menschen ist auch eine bessere Verkehrsanbindung. Daher fordern wir eine schnelle Umsetzung eines Radschnellwegs und einer Straßenbahn- oder Seilbahnverbindung ins PHV.